FDP Neuss warnt vor Anschlusszwang bei Wärmenetzen

Zwang zum Anschluss ans Wärmenetz? Nicht mit uns.

Ein Beitrag von Jan Raatschen, stellvertretender Vorsitzender der FDP Neuss, Dipl.-Ing. Versorgungstechnik (Energiewirtschaft)

In Neuss nimmt die Wärmewende Fahrt auf – das begrüßen wir ausdrücklich. Als Freie Demokraten unterstützen wir das Ziel einer klimaneutralen Wärmeversorgung bis 2045. Aber wir sagen genauso klar: Der Weg dorthin muss verhältnismäßig, wirtschaftlich und technologieoffen gestaltet werden. Was wir derzeit erleben, ist das Gegenteil.

Zwang statt Anreiz: Wenn der Anschluss Pflicht wird

In der aktuellen Diskussion um die kommunale Wärmeplanung steht zunehmend ein Begriff im Raum, der uns Sorgen macht: Anschlusszwang. Wer in einem Gebiet wohnt, das künftig über ein Nah- oder Fernwärmenetz versorgt werden soll, könnte – so das gesetzliche Instrumentarium – verpflichtet werden, sich an dieses Netz anschließen zu lassen. Und das nicht nur beim Neubau, sondern unter Umständen auch dann, wenn die eigene Heizungsanlage gerade erst modernisiert wurde.

In der Praxis bedeutet das: Bürger, die beispielsweise im Jahr 2025 eine neue Gas-Brennwertheizung mit hoher Effizienz und niedrigem Verbrauch installieren, müssten diese Anlage womöglich nur wenige Jahre später stilllegen und ausbauen lassen, um dem Anschlussgebot zu folgen. Das ist ökonomisch unsinnig, ökologisch fragwürdig und politisch übergriffig.

Fünf Gründe, warum wir diesen Zwang ablehnen

  1. Vertrauensbruch gegenüber Investitionen

Viele Bürger haben in den letzten Jahren Geld in moderne Heiztechnik investiert – im Vertrauen auf Bestandsschutz und Planungssicherheit. Wer jetzt zur Umrüstung gezwungen wird, verliert das Vertrauen in jede Form von Energiepolitik.

  1. Verdrängung effizienter Einzelmaßnahmen

Der Zwang zum Anschluss kann dazu führen, dass dringend notwendige Sanierungen oder Heizungserneuerungen aufgeschoben werden, weil Eigentümer auf den „Zwangstermin“ warten. Das konterkariert das Ziel, möglichst frühzeitig CO₂-Emissionen zu senken.

  1. Fehlende Wahlfreiheit

Die Wärmewende lebt von Vielfalt und Innovation. Wer den Anschluss an ein zentralisiertes System vorschreibt, verhindert marktwirtschaftliche Lösungen, benachteiligt Eigenheimbesitzer und entmündigt die Bürger in ihrem Eigentum.

  1. Unkalkulierbare Kosten für Haushalte

Ein Anschluss bedeutet nicht nur Baukosten, sondern auch laufende Wärmepreise, die von einem Monopolversorger bestimmt werden. Die Vorstellung, über Jahrzehnte an einen Anbieter gebunden zu sein, ohne echte Wechseloption, ist für viele Menschen inakzeptabel.

  1. Systemrisiken und Versorgungssicherheit

Nah- und Fernwärmenetze sind oft auf wenige Großanlagen angewiesen. Fällt eine davon aus oder ist das Netz überlastet, kann es zu Versorgungsengpässen kommen – gerade in Ballungsräumen wie Neuss. Dezentrale Lösungen sind in vielen Fällen robuster und resilienter.

Tim Hammes: „Eine Wärmewende ohne wirtschaftliche Vernunft ist keine Lösung“

Unser Spitzenkandidat für die Kommunalwahl, Tim Hammes, bringt es auf den Punkt:

„Wer den Menschen vorschreiben will, wie sie in Zukunft zu heizen haben, muss auch erklären, wer die Folgekosten trägt. Aus Sicht des Wirtschaftsausschusses ist klar: Eine Wärmewende ohne wirtschaftliche Vernunft und sozial tragfähige Konzepte gefährdet nicht nur private Haushalte, sondern auch das Handwerk und die lokale Wirtschaft.“

Unser Vorschlag: Freiwilligkeit statt Zwang

Wir Freie Demokraten in Neuss setzen uns für eine Wärmewende ein, die auf Überzeugung statt auf Verordnung setzt. Das bedeutet:

  • Technologieoffenheit erhalten – kein Ausschluss moderner Gasheizungen oder Hybridlösungen ohne sinnvolle Alternativen.
  • Fördern statt verpflichten – Beratungs- und Förderangebote für Bürger ausbauen, um eigenverantwortliches Handeln zu ermöglichen.
  • Transparente Kosten und faire Preise – kein Netzanschluss ohne wirtschaftlich tragfähiges Angebot für die Betroffenen.
  • Sanierungen jetzt statt später – keine Verzögerung sinnvoller Einzelmaßnahmen durch Anschlusspläne in ferner Zukunft.

Fazit: Wärmewende ja – aber mit Augenmaß und Respekt

Die Wärmewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Sie kann nur gelingen, wenn sie von den Menschen mitgetragen wird – nicht gegen sie. Wer Zwang als politisches Mittel nutzt, riskiert die Akzeptanz und den Fortschritt zugleich.

 

Wir als FDP Neuss sagen deshalb: Kein Anschlusszwang für Bürgerinnen und Bürger. Keine Enteignung durch die Hintertür. Sondern ein klarer Kurs für Eigenverantwortung, Fairness und technologieoffene Lösungen.